DAS RIESENQUARTETT
In fernem Land, in alter Zeit,
In einem Schloß aus Stein,
Da herrschten tausend Meilen weit
Drei Riesen im Verein.
Die waren nicht gut, die waren nicht nett,
Die spielten mit lebenden Menschen Quartett.
In ihren Fingern, grob und groß,
Hielten sie immer vier:
Vier Köche und vier Piccolos,
Vier Knecht und vier Barbier.
Und hauten zum Beispiel mörderisch
Vier Amtsvorsteher auf den Tisch.
Und wenn ein Amtmann aufgeschrien
Und tat der Steiß ihm weh,
Dann lachten sie und kniffen ihn
Und triebens mehr denn je.
Wer gibt, wer mischt? Wer mischt, wer gibt?
Der Staub wie Rauch zur Decke stiebt.
Und wenn ein Kartenspiel verschliß,
Dann fragten sie nicht viel
Und ritten durch die Finsternis
Nach einem neuen Spiel.
Der Boden, er bebet, der Wald, er kohlt.
Und die sich verbergen, sie werden geholt.
Vier neue Pfarrer aus dem Dom,
Vier Kutscher aus dem Stall,
Vier Könige aus Prag und Rom
Und Wien und Senegal.
Es hatte ein Landmann fünf Söhne kühn,
Mit vieren sah man sie nordwärts ziehn.
Der fünfte Bruder aber schlich
Sich mit ins Riesenhaus
In eines Riesen Ärmel sich
Und schaute dort heraus.
Da riefen die andern zwei Riesen: Betrug!
Du spielst mit fünf Bauern, und vier sind genug.
Da fing der erste Riese auch
Zu toben an und schrein
Und warf ihnen den Tisch vorn Bauch
Und wurde handgemein.
Sie schlugen sich tot zwölf Tage lang,
Bis daß das Schloß in Trümmer sank.
In fernem Land, in alter Zeit,
Da trug sich solches zu.
Jetzt hat schon vor der Riesenheit
Die brave Menschheit Ruh.
Ich weiß die Geschichte von einem Notar,
Dessen Großvater selbst ein Quartettblatt war.
(aus »Der Flohmarkt«,
in Hacks Werke Bd. 10, Die Kindergedichte, S. 46)