von Dr. Kai Köhler (Berlin)
10.15 Uhr
Hacks fasste die Konflikte in der späten DDR mit dem Gegensatz zwischen Vernunftstaat und romantischer Fronde. Nach 1989 gab er das Muster nicht auf, sondern spitzte seine Romantikkritik sogar noch zu. Doch während die DDR, trotz mancher Nickligkeiten im Detail, für historischen Fortschritt stand, fand sich Hacks nun in einem Staat, den er ablehnte. Er begriff die vergrößerte Bundesrepublik als Bestandteil eines geschichtlich überlebten, wenngleich noch zerstörerisch wirksamen Imperialismus.
Der Vortrag soll klären, ob und in welcher Weise die veränderte Lage Hacks' Denken über den Staat beeinflusste, z.B. ob und wie er Momente des Rebellischen integriert. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem wachsenden Gewicht der Außenpolitik, das sich mit „Liebkind im Vogelnest“ und „Jona“ bereits im letzten DDR-Jahrzehnt abzeichnet und später in den Stücken der Russentrilogie zeigen lässt. Ganz von der Abwehr des Imperialismus sind dann Hacks‘ letztes Drama „Der Bischof von China“ sowie das Dramolett „Phraates“ bestimmt.