Baum Ute TodDie Germanistin, Übersetzerin und Dramaturgin Ute Baum ist tot. Sie starb bereits am 5. Mai in Dresden. Das erfuhr die Peter-Hacks-Gesellschaft nun aus dem Freundeskreis der Hacks-Forscherin.

 

Dresden, 23.05.2024

 

Die Germanistin, Übersetzerin, Dramaturgin, Hacks-Forscherin Ute Baum ist bereits am 5. Mai in Dresden verstorben – wie wir jetzt erst erfahren.

Sie wurde dort 1937 in einer antifaschistischen Familie geboren, verbrachte drei Jahre ihrer Kindheit in China, wo sie ihr Abitur ablegte; 1956-1961 studierte sie Germanistik und Romanistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig, wo sie persönliche Assistentin von Hans Mayer wurde und das Studium als Diplomgermanistin abschloss. Es folgten vier Jahre als wissenschaftliche Assistentin am Institut für Deutsche Literaturgeschichte der Karl-Marx-Universität Leipzig. 1965 legte sie zusätzliche Examen als Diplomdolmetscherin für Russisch und Französisch ab. Anschließend ging sie ans Theater und arbeitete als Regieassistentin und Regisseurin in Zittau, Prenzlau, Altenburg. 1971 wurde sie zum Doktor der Philosophie mit der Dissertation »Brechts Verhältnis zu Shakespeare« promoviert. 1973 wurde sie Dramaturgin am Staatsschauspiel Dresden und schuf hier Neuübersetzungen für legendäre Inszenierungen von Gorki (Nachtasyl, Kinder der Sonne) und Gogol (Revisor), Tschechow (Drei Schwestern), Gelman (Zwei auf einer Bank). Sie arbeitete u.a. mit den Regisseuren Hannes Fischer, Piet Drescher, Klaus-Dieter Kirst und dem Dramaturgen Gerhard Piens zusammen. Nach 1989 arbeitete sie als freiberufliche Übersetzerin (Stücke von Valentin Krasnogorow, Elena Popowa, Iwan Gontscharow). In den 90er Jahren lehrt sie regelmäßig als Gastdozentin für deutsche Literatur und Sprache an einer Moskauer Universität, war als Übersetzerin und Dramaturgin für das Dresdner Brettl / Theaterkahn aktiv, arbeitete mit dem Dresdner Verein: Gesellschaft für Kultur, Ingenieurswesen und Wissenschaften e.V., der sich für russischsprachige Migranten einsetzt.

Bereits in ihrer Studienzeit war sie Peter Hacks begegnet, setzte sich in ihrer Zeit am Theater Prenzlau noch vergeblich für dessen Stücke ein, konnte es dann jedoch erfolgreich am Staatsschauspiel Dresden, wo Klaus-Dieter Kirst etliche Stücke von Hacks inszenierte. Sie war Hacks sehr verbunden, stand mit ihm in persönlichem Austausch und half ihm z.B. in Fragen der Recherche und Kontakte zu den russischen Stücken (Bojarenschlacht, Tatarenschlacht, Der falsche Zar). Zu denen und anderen Werken von Hacks verfasste sie Aufsätze und hielt Vorträge auf den wissenschafltichen Tagungen der Peter-Hacks-Gesellschaft. Wir verlieren mit ihr eine große Kennerin und Anwenderin des Werks von Hacks, Zeitzeugin und hochgebildete Mitgestalterin einer Theaterepoche. (jm/moe)