Heidi Urbahn de Jauregui 2014 in Wien (Quelle: junge Welt/Cristina Timón Soliris, bearbeitet)Am vergangenen Montag ist die deutsch-französische Germanistin und emeritierte Literatur-Professorin Heidi Urbahn de Jauregui gestorben. Mit Peter Hacks beschäftigte sie sich in ihrer Dissertation und zahlreichen Essays. Darüber hinaus verbanden zahlreiche persönliche Begegnungen und stetige Korrespondenz die Wissenschaftlerin mit dem Dichter. 

 

Berlin, 16.08.2024

Heidi Urbahn de Jauregui ist tot. Wie die Tageszeitung junge Welt unter Bezugnahme auf Familienkreise berichtet, starb die Germanistin und Professorin am 12. August im Alter von 84 Jahren in Heidelberg.

»Wir haben sie schon lange vermisst, doch nun ist sie endgültig von uns gegangen: die Literaturwissenschaftlerin Heidi Urbahn de Jauregui. Man ruft gern und viel Lob nach beim Hingang verdienstvoller Menschen, sie aber war wirklich und wahrhaftig ein rares Exemplar ihres Berufs. Sie war fest und unleugbar eine Marxistin, und sie hat das in einigen Büchern bewiesen. Nicht nur dort freilich, auch in ihrer Freundschaft und Kampfgenossenschaft mit Peter Hacks, an dem und dessen Lehrern Hegel und Marx sie ästhetisch wie philosophisch geschult war. Ihre überlegt-überlegene Einrede hat die Hacks-Forschung auf den Weg gebracht, und zwar auf den richtigen. Aber nicht nur die Hacksianer haben Anlass zur Trauer.«

Das schreibt der Vorsitzende der Peter-Hacks-Gesellschaft Dr. Matthias Oehme anlässlich ihres Todes.

Heidi Urbahn de Jauregui wurde 1940 in Remscheid geboren. Aus einer Unternehmerfamilie stammend, studierte sie, zunächst in Köln, später Westberlin, Philosophie, Geschichte und Germanistik. Krankheitsbedingt musste sie das Studium unterbrechen. Sie verließ Westdeutschland und studierte später in Paris und Montpellier französische Literatur und Germanistik. Enge Kontakte zu DDR-Schriftstellern und Reisen in den sozialistischen deutschen Staat behinderten ihre akademische Karriere in Frankreich. An der Universität Lyon schrieb sie ihre Dissertation zu Peter Hacks und wurde damit promoviert. Ein akademisches Lehramt verweigerte man ihr dennoch über lange Zeit, Grund dafür waren nicht zuletzt auch ihre wissenschaftlichen und politischen Positionen. Sie war mit dem spanischen Biochemiker Juan Jauregui-Adell verheiratet.

Heidi Urbahn de Jauregui schrieb zahlreiche Essays, in Frankreich galt sie als exzellente Kennerin der deutschen und insbesondere der DDR-Literatur. Ihr Interesse galt dabei vor allem der klassischen Literatur in Deutschland und Dichtern wie Johann Wolfgang von Goethe, Thomas Mann, Heinrich Heine, Bertolt Brecht und Peter Hacks. Mit letzterem verband sie ab Mitte der 1970er Jahre ein intensiver Austausch mit zahlreichen persönlichen Treffen und einem stetigen Briefwechsel.

1986 wurde Urbahn de Jauregui in der DDR mit dem Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste ausgezeichnet. (bsj/moe)