Am 9. November 2023 findet in Berlin die 17. Wissenschaftliche Peter-Hacks-Tagung statt. Thema ist in diesem Jahr das Hacks’ Drama »Omphale«  aus dem Jahr 1969.

 

»Allmächtig wirkt
Im Gang des Seins das längst Erledigte«

»Omphale« von Peter Hacks

17. Wissenschaftliche Peter-Hacks-Tagung

 

Termin: 9. November 2024, ab 10.00 Uhr
Ort: Humboldt-Universität zu Berlin

 

Die diesjährige Tagung der Peter-Hacks-Gesellschaft wird mit »Omphale« zum ersten Mal ein einzelnes Werk des Autors in den Mittelpunkt stellen. Hacks greift in dem 1969 entstandenen Drama auf die antike Mythologie zurück. Bei ihm entschließen sich die Liebenden – die Königin Omphale und ihr Sklave Herakles – aus freien Stücken zu einem Tausch der Geschlechterrollen. Dieser Vorgriff auf eine Zukunft, in der die individuelle Entfaltung eines Jeden möglich ist, scheitert jedoch an der Existenz von Ungeheuern wie Lityerses, der das Königreich der Omphale bedroht. Herakles muss wieder als das handeln, was er zuvor war, nämlich als Heros.

Im Drama verknüpft Hacks mehrere für ihn wichtige Themen: Dazu zählt die Gestaltung der Liebe, verbunden mit der Problematik der Geschlechterrollen. Wenn Herakles dennoch wieder kämpfen muss, zeigt dies die Wirklichkeit in ihrer Distanz zum Ideal. Das Verhältnis Omphales zu ihrer Vertrauten Malis steht, wie auch der Konflikt Herakles’ mit seinem Halbbruder Iphikles, für die Spannung zwischen herausgehobenen Individuen und der Gesellschaft, in der sie und für die sie arbeiten.

Soweit der Forschungsstand. In historischer Perspektive und aus zeitgenössischem Blickwinkel sind indessen zahlreiche Fragen offen, deren Beantwortung zu einer vollständigeren, vielleicht sogar revidierten Sicht führen kann. Es handelt sich zunächst um die folgenden Problemfelder:

  • Literatur- und stoffgeschichtlich: Auf welche antiken Versionen des Stoffes greift Hacks zurück? Wie ist das Stück im Zusammenhang der in der DDR entstandenen Literatur und im Vergleich zu anderen, zeitnah entstandenen Werken mit einer Geschlechtertausch-Thematik zu lesen (z.B. von Christa Wolf, Waldtraut Lewin, Irmtraud Morgner, Edith Anderson, Sarah Kirsch, Christine Wolter, Maxie Wander, Helga Königsdorf)? Wie mit früheren und mit ungefähr gleichzeitigen Aktualisierungen der Mythen um Omphale und Herakles (zu Herakles z.B. Heiner Müller, Peter Weiss oder Hartmut Lange)?
  • Intermedial: Hacks schrieb »Omphale« zunächst als Libretto, das schließlich von Siegfried Matthus vertont wurde. Welche Erkenntnisse ergeben sich aus dem Vergleich von Libretto bzw. Oper einerseits und Drama andererseits? Welche Rolle spielt die Arbeit am Stoff für Hacks’ Konzeption von Genres, wie sie sich u.a. im Großessay »Über das Libretto« (1973) niederschlägt?
  • Theatergeschichtlich: Welche Lösungen wurden seit den Uraufführungen des Stücks (1970, Städtische Bühnen Frankfurt a.M.; DDR-Erstaufführung 1972 Berliner Ensemble) und der Oper (1976, Nationaltheater Weimar) gefunden? Wie wurden die Inszenierungen rezipiert?
  • Geschlechtertheoretisch: In welcher Weise überschreitet das Drama überkommene Geschlechterrollen? Werden andererseits gerade durch den Tausch der Rollen Stereotype aufgerufen und befestigt? Welches Verhältnis von biologischem und sozialem Geschlecht entwickelt Hacks in seinem Text? Ist das für gegenwärtige Auseinandersetzungen zum Thema produktiv zu machen?
  • Politisch: Welches Verhältnis von Ethos und in der Auseinandersetzung notwendigen Mitteln zeigt sich im Kampf gegen Lityerses?

Vorschläge für Referate zu diesen und zu anderen mit »Omphale« verbundenen Themen richten Sie bitte bis zum 30. April postalisch oder per E-Mail an die Geschäftsstelle der Peter-Hacks-Gesellschaft:

Peter-Hacks-Gesellschaft, z. H. Burkhard Schmidtke, Märkisches Ufer 28, 10179 Berlin; Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Die Vortragslänge beträgt idealerweise 20, maximal 30 Minuten. Ausgewählte Referate werden im Hacks Jahrbuch 2025 veröffentlicht.

Auswahlbibliographie:

  • Peter Hacks: Omphale. Oper in drei Akten. In: Hacks: Oper. Berlin, Weimar 1975, S. 109-153
  • Peter Hacks: Omphale. In: Werke, Band 4 (Dramen II). Berlin 2003, S. 255-304
  • Peter Hacks: Versuch über das Libretto. In: Werke, Band 14 (Die Maßgaben der Kunst II), S. 10-105
  • Olaf Brühl: Allmächtig wirkt im Gang des Seins das längst Erledigte. Fragen und Folgerungen anlässlich der »Omphale«. Essay. In: Hacks Jahrbuch 2016, S. 157-196
  • Peter Fix: Zur »Omphale« von Peter Hacks. In: Das Altertum 19 (1973), H. 1, S. 105-113
  • Alain Herman: »Im Anfang war die Welt poetisch.« – Zur »Arbeit am Mythos« in Peter Hacks’ olympischen Komödien »Amphitryon« und »Omphale«, Wiltz 2012
  • Peter Schütze: Peter Hacks. Ein Beitrag zur Ästhetik des Dramas. Antike und Mythenaneignung. Kronberg / Ts. 1976
  • Jens Tismar: Herakles in der DDR-Dramatik. In: Text & Kontext 11 (1983), H. 1, S. 56-72

 

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